Formen des Gesprächs

Gespräch ist ein Oberbegriff für die unterschiedlichen Arten, miteinander zu sprechen. Aus der täglichen Praxis bekannt, unterscheiden wir das informelle, personenorientierte Gespräch vom themen- oder sachbezogenen Gespräch.
Person-orientierte Gespräche haben in der Regel kein festes Thema und kein genau umrissenes Ziel. Es dient dem zwischenmenschlichen Austausch meist unverbindlicher Inhalte. Solche Gespräche führen wir zum formlosen Bekanntwerden mit anderen, zum unstrukturierten Informationsaustausch mit Verwandten und Bekannten über gemeinsame Interessen, Erlebnisse und Erfahrungen.
Informeller "small talk" ist auch eine gute Gelegenheit, mit einem Gesprächspartner "warm zu werden", bevor man "zur Sache" kommt. Im sach- oder themenbezogenen Gespräch geht es um die Inhalte, mit dem Ziel einer Klärung oder Einigung.
Hierunter fallen die Gesprächsformen, die in Seminaren und Trainings hauptsächlich behandelt werden können:
dem Klärungsgespräch mit seinen Sonderformen Problemlösungsgespräch, Lehr- und Unterrichtsgespräch und Fraktionsgespräch;
dem Streitgespräch (allgemein als "Diskussion" bezeichnet), mit seinen Sonderformen Verhandlung, Podiumsdiskussion, Kritikgespräch, Überzeugungsgespräch und Verkaufsgespräch; sowie dem Kampfgespräch. Das Klärungsgespräch dient der Erörterung, dem Austausch von Erfahrungen, Meinungen und Gedanken. Gesprächspartner versuchen, ein Problem, eine Frage, ein Thema zu klären. Weiter ist es ein Ziel des Klärungsgesprächs, andere Ansichten kennenzulernen und ggf. gemeinsam Lösungen zu suchen.
Stehen zwei oder mehrere Meinungen "zur Diskussion", so werden die Gesprächsteilnehmer versuchen, ihrer Meinung eine Mehrheit zu verschaffen: sie streiten.

Im Streitgespräch versuchen Gegner durch argumentieren, in der Auseinandersetzung andere zu überzeugen. Ziel ist es, in einer Abstimmung eine Mehrheit zu erlangen. Im Streitgespräch werden die Regeln der Gesprächsführung weitgehend beachtet. Die Gegner gehen überwiegend fair miteinander um.

Im Kampfgespräch prallen Feinde aufeinander, im Wortgefecht versuchen sie, einander mundtot zu machen. Ziel ist nicht mehr, zu überzeugen, sondern um jeden Preis recht zu behalten. Leitung des Gesprächs wird nicht mehr akzeptiert, Unterstellungen, persönliche Angriffe, Wortverdrehungen, kurz das ganze Arsenal der unfairen Dialektik, werden ins Feld geführt.
Für das Klärungs- und das Streitgespräch gibt es klare Strukturen und Regel, die oftmals in Geschäftsordnungen festgeschrieben sind.
Das Kampfgespräch hat weder Struktur noch Regeln, es herrscht rhetorisches Faustrecht in Wildwest-Manier. Überwiegend private Fernsehsender strahlen sog. "Diskussionen" mit unterschiedlichem Erfolg aus. Hier können wir das Kampfgespräch, das gelegentlich auf eine Art öffentlicher "Hinrichtung" hinausläuft, trefflich beobachten. Hier geht es allerdings selten um ein Sachthema, sondern darum, das Publikum um jeden Preis zu "unterhalten".
Hauptaufgabe muß es sein - und hier folgen wir Schopenhauer - "jene Kunstgriffe der Unredlichkeit im Disputieren aufzustellen und zu analysieren: damit man bei wirklichen Debatten sie gleich erkenne und vernichte."